Achja, der November ist ja nur noch eine Ecke entfernt, fiel mir vorhin auf, denn im Coworking-Stream reden auf einmal alle über Alternativen zum NaNoWriMo. Höchste Zeit endlich herauszufinden, ob ich mitmachen möchte oder nicht. Überlegst du noch? Oder mangelt es dir an alternativen Plattformen? Denn den NaNoWriMo gibt es ja in seiner ursprünglichen Form nicht mehr.
Was ist der NaNoWriMo?
NaNoWriMo steht für national Novel Writing Month (übersetzt nationaler Roman-Schreib-Monat). Die Idee hinter diesem Kürzel ist, in einem Monat einen Wordcount von 1500 bis 2000 Wörtern täglich zu schreiben, um in dreißig Tagen auf circa 50000 Wörter zu kommen. Der genaue tägliche Wordcount wären dann 1667 Wörter, wenn man jeden Tag auf die genau gleiche Wortzahl kommen möchte. Aber meist fluktuiert die Zahl ja doch irgendwie. Denn auch die beste Planung schafft es nicht das Leben gänzlich auszuschließen.
Warum ist das NaNoWriMo-Ziel 50000 Wörter zu schreiben?
Mit 50000 Wörtern hat man so ungefähr 220 bis 240 Normseiten gefüllt und dies entspricht wieder ungefähr dem Umfang eines zweihundert Seiten starken Taschenbuches. Es könnte also eine Romanrohfassung entstehen.
Der tägliche Wordcount zwischen 1500 und 2000 Wörtern bewegt sich in einem Rahmen, der bei so ziemlich jeder Schreibgeschwindigkeit erreicht werden kann, wenn bereits eine grobe Handlungsstruktur vorliegt und wenn im Vorfelde genug freie Zeit für den November geschaffen werden konnte. Selbst für Menschen, die sehr langsam schreiben, wird eine Rohfassung in einem Monat also möglich.
Warum ist es möglich, im NaNoWriMo eine Roman-Rohfassung zu schreiben – sollte das nicht in jedem Monat möglich sein?
Der NaNoWriMo ist inzwischen so populär, dass jedes Jahr weltweit tausende von Schreibern teilnehmen. Dadurch entwickelt sich im November in den Schreib-Communities eine fokussierte Atmosphäre, die ansteckend und inspirierend ist. Viele schreibbegeisterte Menschen haben ihre erste komplette Rohfassung im NaNoWriMo beendet.
Man konnte sich auf der Website anmelden und dort war es möglich, persönliche Ziele zu definieren. Ursprünglich ging es darum, fünfzigtausend Wörter zu erreichen, aber zwischenzeitlich gab es die Funktion einen persönlichen Wordcount einzutragen. So konnte man sich auch einen Anreiz von zehn- bis fünfundzwanzigtausend Wörtern setzen, um beispielsweise einen Text zu überarbeiten. Oder auch, wie es manche Vielschreiber gern getan haben, hunderttausend Wörter schreiben.
Man konnte seinen erreichten Wordcount täglich auf der Website dokumentieren und das System hat alles zusammengerechnet. Easy.
Außerdem fand eben die Community-Bildung rundherum statt.
Da es wichtig ist, sich während des NaNoWriMo allein auf den Schreibprozess zu fokussieren, findet einen Monat vorher der Preptober statt. Der Oktober dient damit der Planungsphase des Romans: Du legst deinen Plot fest, beschäftigst dich mit den Charakteren, kümmerst dich um dein Worldbuilding, sofern du eines brauchst, und hast dann im November den Kopf frei für das Schreiben.
Normalerweise ignoriere ich das Thema, denn ich habe zweimal am NaNo teilgenommen und hatte sehr viel Stress damit. Mein Ziel, 50000 Wörter, habe ich beide Male in unter zwei Wochen erreicht, weil ich mir irgendwie nicht länger Zeit dafür nehmen wollte. Mir wurde schon häufiger zugetragen, dass einigen Teilnehmern der damit verbundene Druck zu hoch ist. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Fakt ist: Ich habe mich nicht gut damit gefühlt. Darum habe ich nicht mehr teilgenommen.
Ich finde es aber total schade, weil sich in den Schreib-Communities jedes Jahr im November diese wunderbare zielgerichtete Atmosphäre bildet und ich ihr ohnehin ausgesetzt bin. Es wär zu schön, diese Energie nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, wie in den letzten beiden Jahren.
Aus diesem Grund, und weil ich zwei wichtige To-Dos im November habe, nämlich entweder zwanzig Artikel für den Blog zu schreiben oder mein Lektorat einzuarbeiten (falls es aus dem Lektorat zurückkommt), spiele ich mit dem Gedanken mich einer alternativen Plattform anzuschließen.
Den NaNoWriMo gibt es aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr. Wenn dich die Gründe interessieren kannst du dich in diesem ausführlichen Artikel von Verena weiter informieren.
Es gibt einige Alternativen, die ich dir gern vorstellen möchte.
The Rough Draft Challenge (dt.: Die Rohfassung-Herausforderung) von Sarra Cannon (englisch)
Sarra erklärt dir in diesem Video genau, wie du die Website der Rough Draft Challenge nutzt. (Achtung der Link führt dich zu YouTube.)
Es gibt mit der Website der Rough Draft Challenge ein kleines Problem beim Eintragen der Wörter. Ab dem zweiten Tag muss die zu den Vortagen zusammen addierte Summe eingetragen werden. Das heißt, du trägst beispielsweise nicht für den ersten 1200 ein und am zweiten Tag 500, sondern du trägst am zweiten Tag 1700 Wörter ein. Wenn du am dritten Tag 600 Wörter geschrieben hast, dann trägst du 2300 ein. Ich hoffe, ich habe das jetzt richtig erklärt.
Also du musst vor dem Eintrag, die monatliche Gesamtsumme addieren, die du bereits erreicht hast. Du kannst mehrere Stufen auswählen, die sich nach dem Wordcount-Ziel ausrichten, das du erreichen möchtest: Emerald (10000), Saphire (25000), Ruby (50000), Citrine (75000), Amethyst (100000). Neben den Wordcount bezogenen Stufen, kannst du auch die Diamond-Stufe wählen, in der du selber entscheidest, was du erreichen möchtest.
Wichtig! Du kannst nur ein Projekt pro Monat anlegen. Aber eins reicht ja auch oder?
Wenn du angemeldet bist und dein erstes Projekt angelegt hast, findest du unter dem Graphen, in dem dein Fortschritt angezeigt wird, Links zu Sarras Website Heart Breathings und zu ihrem YouTube-Kanal. Auf ihrem YouTube-Kanal findest du jede Menge Infos zum Thema Schreiben. Besonders hilfreiche Kategorien in ihrer Playlist sind: „Writing Tips“, „How to Plot your Novel“, „How to plan and write a series“. Besonders die „How to Plot your Novel“-Reihe hat mich früher sehr weiter gebracht. Aber da ist noch viel mehr zu entdecken.
Novel November von ProwritingAid
ProwritingAid ist eine webbasierte Software, die Unterstützung für Manuskriptbearbeitung und Grammatikprüfung anbietet.
Mittlerweile gibt es über ProwritingAid den Novel November als Alternative zum NaNoWriMo. Im Prinzip ist das Angebot frei, hat aber zwei bezahlte Versionen und ist auf englisch. In der freien Version gibt es ein Word Count Limit von 500 Wörtern. Damit ist diese Alternative für mich eigentlich schon erledigt, weil ich, wenn ich schreibe, meist über 500 Wörtern liege. Und mit 500 Wörter, die du täglich tracken kannst, kommst du in dreißig Tagen nicht auf 50000 Wörter. Dafür brauchen wir ja, wie oben bereits erwähnt wenigstens 1667 Wörter täglich. Aber für andere Menschen mag es eine Option sein. Oder dir ist das Bilden der Schreibroutine extrem wichtig und du bist bereit, dafür einen der beiden kostenpflichtigen Tiers auszuwählen. Da wäre Premium für 10€ im Monat oder Premium Pro für 12€ im Monat, bei einer jährlichen Zahlung, bei monatlicher Zahlung liegt Premium bei 30€ und Premium Pro bei 36€.
Ich bekomme für diese Nennung keine Provision und ich habe auch keine Erfahrung mit dem ProwritingAid als Tool geschweige denn mit dem Novel November.
Es gibt tägliche gemeinsame Schreib-Sprints, Workshops und Livesessions in denen Fragen rund ums Schreiben beantwortet werden.
Schreibmonat
Dies ist eine deutsche Alternative zum NaNoWriMo. Sie ist kostenfrei und während ich diesen Artikel erstelle, gibt es 35 angemeldete Teilnehmer.
Du kannst mehrere Projekte gleichzeitig anlegen und deine Projekte jederzeit löschen und bearbeiten. Du kannst dein Wortziel festlegen, und den Monat, in dem du deine Wortzahl aufzeichnen willst, auswählen. (Es muss nicht zwangsweise der November sein). Am unteren Seitenende deines Projektes zeigt dir ein Graph deine Fortschritte, anhand der von dir gewählten Zieldaten an. Insgesamt fühlt sich die Handhabung der Seite angenehm unkompliziert an.
NaNo 2.0
Anfang Oktober 2025 hat sich aus der zusammengebrochenen Organisation, Langzeitteilnehmern und dem ursprünglichen Organisator Chris Baty des NaNoWriMo der NaNo 2.0 gebildet. Aktuell kann man NaNo-Badges von der NaNo 2.0 Seite verwenden, um in Socialmedia mitzuteilen, dass man teilnimmt.
Die Teilnahme reduziert sich auf selbstständiges und eigenverantwortliches Tracken der Wörter. Dennoch helfen die NaNo-2.0-Website und die Badges, ein Community-Feeling zu erzeugen, und die NaNo-Schreib-Energien zu wecken. Für wirkliche Fans des NaNoWriMo ist dies sicher eine Alternative, um nicht sogar zu sagen, die Alternative.
Es bleibt abzuwarten, was sich bei guten Teilnehmerzahlen daraus entwickeln wird.
NaNoWriMo und der Schreibstress
Wie oben erwähnt, habe ich bisher nur zweimal am NaNoWriMo teilgenommen. Beide Male am offiziellen NaNoWriMo. Ich war jedes Mal Teil einer aktiven Schreib-Community. Außerdem gab es die Nano-Staffel bei Twitch, die ich gern genutzt habe, um voranzukommen. Ich habe mich von dem Schreib-Spirit der überall herrschte, anstecken und mich mit reißen lassen.
(Die Nano-Staffel bei Twitch gibt es nicht mehr. Sie wurde durch das SYWY (Start your Writing Year) im Januar ersetzt. Ob sie kommendes Jahr stattfinden wird, steht wohl noch nicht fest.)
Die Jahre, in denen ich nicht teilgenommen hatte, habe ich eine sehr starke FOMO (Fear of Missing out) verspürt und es immer wieder bereut, mich nicht angemeldet zu haben.
Aus diesem Grund steht meine Entscheidung noch nicht. Ich bin zwar inzwischen bei der Rough-Draft-Challenge und auch beim Schreibmonat angemeldet, möglicherweise nutze ich aber tatsächlich nur die November-Schreib-Energien, die sich überall bilden werden. Dennoch wollte ich dich über deine diesjährigen Möglichkeiten informieren.
Fazit: Der NaNoWriMo kann also ein sehr kraftvolles Werkzeug sein, um eine Schreib-Routine aufzubauen oder das erste Mal eine fertige Rohfassung zu entwickeln. Aber die Bildung der Schreibroutine schafft man meiner Meinung nach auch in einem schreibbezogenen Coworking. Wenn man so sensibel auf Stress reagiert, wie ich, mag es vielleicht einfacher sein, sich von der Atmosphäre inspirieren zu lassen und den Wordcount privat zu tracken oder sich einfach mit ganz viel guter Laune in den Schreibmonat stürzen. Denn die hilft ja immer.



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